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Was macht eigentlich ein Data Scientist?

21/06/2020
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Foto: Laura Velikonja, Data Scientist bei Telefónica Deutschland

Heute gehen wir der Frage auf den Grund, was eigentlich genau ein Data Scientist macht. Hierzu haben wir Laura Velikonja von Telefónica Deutschland befragt:

Das Berufsbild des Data Scientist

“Wegen der Liebe zur Mathematik – und weil ich eine andere Region kennenlernen wollte - bin ich 2008 von Mönchengladbach nach München gezogen. Dort habe ich an der Technischen Universität studiert. Schon in der Schule hatte mich an diesem Fach die Klarheit fasziniert. Und ich vermutete, dass man mit Mathematik sehr viel mehr machen könnte als Kurvendiskussionen. Mathematik so anzuwenden, dass sie einen Einfluss auf unser tägliches Leben hat, war immer mein Traum.

Bereits nach dem Bachelor-Abschluss wusste ich, dass ich nicht – wie viele Mitstudierende – den klassischen Weg gehen und als Finanzmathematiker in einer Bank oder Versicherung arbeiten wollte. Stattdessen brannte ich für angewandte Optimierungs-Mathematik. Ich fand einen Nebenjob in der Logistikbranche und schrieb dort auch meine Masterarbeit. 

Über mein Netzwerk landete ich 2014 bei einer Beratungsgesellschaft für Data Science. Die Branche steckte noch in den Kinderschuhen, und die Berufsbezeichnung Data Scientist war neu. Außer Pionieren wie Google und Amazon hatten die meisten Unternehmen gerade erst begonnen, Datenbanken zu analysieren und Daten gezielt zu sammeln. 

Warum Events für die Karriere wichtig sind

Nach der Arbeit habe ich „Meetups“ besucht, mich dort vernetzt und 2016 für den „TEFDatathon“ bei Wayra angemeldet, dem „StartUp-Accelerator“ des MobilfunkunternehmensTelefónica. Ich war begeistert, über welch gewaltigen Datenschatz das Unternehmen verfügte - und diesen auch schon systematisch auswertete. Damals wurde eine Plattform zur Anonymisierung von Daten vorgestellt; etwas, was ich noch bei keinem anderen Unternehmen zuvor gesehen hatten. 

Die Aufgabe, die wir gelöst haben, war spannend und praxisnah: Wie kann man anhand von Daten vorhersagen, welche Kunden abwandern werden, und welche nicht? Zu meinem Glück suchte Telefonica damals nach Mitarbeitern für den Bereich Künstliche Intelligenz. Ich bewarb mich und wurde genommen: Seit November 2016 arbeite in Telefonicas O2–Tower in München.

Was macht ein Data Scientist genau ?

Ich helfe meinen Kolleginnen und Kollegen, auf Basis von Daten bessere Entscheidungen zu treffen – und das auch noch schneller, weil wir durch Algorithmen zum Beispiel Fehler in unseren Prozessen schneller erkennen und beheben können. 

Mit Data Science können wir zum Beispiel die Frage beantworten, welche technischen Probleme in welcher Reihenfolge gelöst werden sollten? Oder: Wie sollte ich mein Marketingbudget auf die Marketingkanäle verteilen, wenn ich möglichst viele Kunden gewinnen möchte? Ist eine Synchronisation zwischen zwei Systemen fehlgeschlagen? - Und führt das dazu, dass Mitarbeiter nicht arbeitsfähig sind? Welches Angebot müsste man Kunden unterbreiten, damit sie ihren Vertrag verlängern? Wie wirkt sich die Ausstattung einer Filiale auf die Verkaufszahlen aus? Was sind die wichtigsten Treiber für die Kundenzufriedenheit?

Mathematik trifft Vielseitigkeit

Es ist die Vielseitigkeit, die ich an meinem Beruf als Data Scientist so schätze: Einerseits habe ich mir umfassendes Fachwissen aufgebaut und Lösungen für verschiedene Bereiche entwickelt: für Kollegen, die Privat- und Großkunden betreuen, aber auch für unsere Netzplaner; für Kundendienstmitarbeiter ebenso wie für unsere Kollegen in der Personalabteilung. Andererseits erfordert Data Science Methoden- und Toolwissen, das sich stetig weiterentwickelt. Dies umfasst die ganze Palette eines Data-Science-Projekts – von der Kommunikation mit dem Kunden über das Anbinden und Aufbereiten der Daten bis zum Modellieren und Visualisieren. 

Aus meiner Sicht zählen Zuhören und Verstehen zu den wichtigsten sozialen Kompetenzen eines Data Scientists. Schließlich sind wir eine interne Beratungseinheit, die die Fachbereiche zu datenbasierten Entscheidungen befähigen möchte. Das kann ich aber nur, wenn ich die Ursache des Problems verstanden habe. Erst danach kann ich mir Gedanken darüber machen, wie die beste Lösung für meine Kolleginnen und Kollegen aussehen könnte. Im Anschluss geht es darum, das Problem zu modellieren und geeignete Methoden anzuwenden und zu testen. 

Was tust Du gegen Stress im Job?

Vor meinem Wechsel zu Telefonica, habe ich mir eine Auszeit gegönnt und einen Monat in einem indischen Aschram gelebt. Seitdem bin ich eine begeisterte Yoga-Anhängerin und meditiere regelmäßig. Ich denke, es ist wichtig, bei den täglichen Einflüssen, denen wir begegnen – E-Mails, Whatsapp, Meetings, soziale Medien, Netflix-Serien - auch mal abzuschalten und auf sich zu konzentrieren. Das fiel mir am Anfang schwer, lässt sich aber trainieren. 

Daneben engagiere ich mich für mehr Vielfalt im Unternehmen: Mit einer Kollegin habe ich „TelefónicaConnects“ gegründet. Hier treffen sich Kollegen und Kolleginnen um die Geschlechtervielfalt bei Telefónica weiter zu fördern und sich zu vernetzen. Außerdem laden wir  spannende Persönlichkeiten zu Vorträgen ein und  tauschen uns  anschließend in entspannter Runde aus.” 

Über Laura-Luisa Velikonja

Laura-Luisa Velikonja ist Mathematikerin mit Abschluss von der Technischen Universität München. Sie hat sich intensiv mit dem Bereich Data Science auseinandergesetzt. Nachdem einiger Zeit in der Data Science Beratung Alexander Thamm GmbH wechselte sie dank ihrer Teilnahme am TEFDatathon 2016 zu Telefónica Deutschland. Dort arbeitet sie heute als Senior Data Scientist in der Abteilung Business Analytics & Artificial Intelligence.

In ihrer Rolle unterstützt Laura-Luisa die internen Fachbereiche dabei, datenbasierte Entscheidungen zu treffen und somit einen Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen. Als Product Owner betreut sie verschiedene Data Science Use Cases, die darauf abzielen, Prozessfehler und -anomalien frühzeitig zu erkennen. Ihr Hauptinteresse gilt dabei der Anwendung von Machine Learning, um Kollegen von repetitiven, manuellen Aufgaben zu entlasten und den Fokus auf spannendere Aufgaben zu lenken.

Neben ihrer beruflichen Tätigkeit hat Laura-Luisa gemeinsam mit einer Kollegin die firmeninterne Community TelefónicaConnects ins Leben gerufen. Diese Community setzt sich für die Förderung von Geschlechterdiversität ein, insbesondere in Lauras Fachbereich. Ihr Ziel ist es, den Frauenanteil weiter zu steigern und so zu einer diverseren Arbeitsumgebung beizutragen.

Laura-Luisa Velikonja ist eine passionierte Data Science Expertin, die nicht nur durch ihre Arbeit bei Telefónica Deutschland, sondern auch durch ihr Engagement für Geschlechterdiversität beeindruckt. Mit ihrem Fachwissen und ihrer Leidenschaft prägt sie die datengetriebene Entscheidungsfindung und trägt zur Weiterentwicklung einer vielfältigen Arbeitswelt bei.

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