Silicon Six im Steuerfokus

Tech-Giganten sollen 278 Milliarden US-Dollar vermieden haben

16/04/2025
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Milliarden-Umsätze, minimale Steuerquoten

 

Die sechs größten US-Techunternehmen – bekannt als die „Silicon Six“ – stehen erneut wegen ihrer Steuerpraxis in der Kritik. Laut einer Analyse der Fair Tax Foundation (FTF) haben Amazon, Meta, Alphabet, Apple, Microsoft und Netflix in den vergangenen zehn Jahren rund 278 Milliarden US-Dollar weniger Unternehmenssteuern gezahlt, als dem gesetzlichen Steuersatz für vergleichbare US-Unternehmen entspricht.

Insgesamt erwirtschafteten die Tech-Giganten in dieser Zeit 11 Billionen US-Dollar Umsatz und 2,5 Billionen US-Dollar Gewinn. Die durchschnittlich gezahlte Steuerquote lag laut FTF bei nur 18,8 %, deutlich unter dem US-Durchschnitt von 29,7 %. Werden Einmaleffekte herausgerechnet, sinkt die effektive Quote sogar auf 16,1 %.

Reaktionen der Tech-Giganten und politische Brisanz

 

Besonders kritisiert wird der Einsatz sogenannter Steuerrückstellungen, mit denen laut Bericht rund 82 Milliarden US-Dollar an Steuerzahlungen künstlich aufgebläht wurden. Die FTF spricht von „systematisch verankerter Steuervermeidung“ der Tech-Giganten. Besonders Amazon wird für offensichtliches „Profit Shifting“ kritisiert, etwa durch Buchung von UK-Umsätzen in Luxemburg. Amazon und Meta wiesen die Vorwürfe zurück. Man halte sich an geltende Gesetze und investiere massiv in Arbeitsplätze und Infrastruktur, so ein Amazon-Sprecher. Auch Netflix betont, sich weltweit regelkonform zu verhalten.

Der Bericht erscheint in einem politisch sensiblen Moment: Bei Donald Trumps zweiter Amtseinführung waren die CEOs der betroffenen Konzerne präsent – und Steuererleichterungen für US-Techfirmen stehen offenbar im Zentrum neuer Verhandlungen mit Großbritannien. FTF-Chef Paul Monaghan warnt: Die Kombination aus Steuertricks, Lobbyismus und wirtschaftlicher Macht drohe die Fairness im globalen Steuersystem auszuhöhlen. Die Debatte um die Regulierung digitaler Großkonzerne dürfte damit weiter an Fahrt gewinnen.

Die Fair Tax Foundation kritisiert besonders die Nutzung von Steuerrückstellungen und die systematische Verlagerung von Gewinnen in Niedrigsteuerländer wie Luxemburg. Amazon, Meta und Netflix betonen hingegen, sich an alle geltenden Gesetze zu halten und erhebliche Investitionen in Infrastruktur und Beschäftigung zu tätigen. Die Analyse fällt in eine Phase wachsender politischer Sensibilität gegenüber Steuervermeidung, insbesondere im Zusammenhang mit Handelsgesprächen zwischen den USA und Großbritannien. FTF-Chef Paul Monaghan warnt vor einer zunehmenden Aushöhlung des globalen Steuersystems durch die wirtschaftliche und politische Macht der Technologiekonzerne.

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