Fusionsgerüchte

Flink sichert sich 100 Millionen US-Dollar

19/04/2024
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Der Weg zur Milliardenbewertung von Flink

Flink ist ein deutsches Unternehmen, das sich auf die Lieferung von Artikeln des täglichen Bedarfs direkt an Verbrauchende spezialisiert hat. Bestellungen werden innerhalb von 15 Minuten gepackt und von Kurierinnen und Kurieren an die Kundinnen und Kunden ausgeliefert. Als größter Drittanbieter-Lieferservice in Europa bedient Flink nach eigenen Angaben mehr als 140 Standorte in über 60 Städten und erreicht dabei bis zu 10 Millionen Kundinnen und Kunden.

Die Geschichte von Flink begann Ende 2020, als das Startup von Christoph Cordes, Oliver Merkel und Julian Dames in Berlin gegründet wurde. Seitdem hat das Unternehmen ein rasantes Wachstum erlebt und seine Präsenz in ganz Europa ausgebaut.

Eine bedeutende Entwicklung für den Lieferservice war die Übernahme des französischen Konkurrenten Cajoo im Jahr 2022. Diese Übernahme machte Flink zum Marktführer in Frankreich und ermöglichte eine starke Positionierung im französischen Markt. Als Teil der Übernahme wurde der Handelskonzern Carrefour Anteilseigner von Flink und exklusiver Partner in Frankreich. Zudem wurden Mitarbeitende und Lager von Cajoo übernommen.

Jedoch gab es auch Herausforderungen für das Unternehmen, wie die Insolvenz der österreichischen Tochtergesellschaft Flink Austria im Dezember 2022 und die anschließende Reduzierung der Belegschaft um 8.000 Mitarbeitende bis Mitte 2023. Im Oktober 2023 kündigte der Lieferservice die Schließung des Standorts in Freiburg im Breisgau an, nachdem die Belegschaft für die Wahl eines Betriebsrats gestimmt hatte. Dies führte zu Kritik wegen des Verdachts auf Union Busting.

Seit Februar 2024 kooperiert das Unternehmen mit dem Essenslieferdienst UberEats, was es seinen Kundinnen und Kunden ermöglicht, Produkte von Flink über die UberEats-App zu bestellen.

Getir
Getir

Möglicher Zusammenschluss mit Getir

Während der Corona-Pandemie erlebten Lebensmittel-Lieferdienste einen enormen Aufschwung, doch die Situation hat sich mittlerweile stark verändert. Die einstigen Börsenlieblinge sind nicht mehr in derselben Position, da Kapital aufgrund der Zinserhöhungen der Notenbanken teurer geworden ist und die hohe Inflation sowie der Krieg in der Ukraine die Konjunktur dämpfen.

Im Rahmen einer Konsolidierungswelle hat Getir Ende 2022 den deutschen Flink-Konkurrenten Gorillas übernommen. Berichten zufolge verhandelt Getir derzeit auch mit Flink über eine mögliche Übernahme, wobei die Gespräche weit fortgeschritten sind. Ein Flink-Sprecher bestätigte, dass Finanzierungs- und Kaufangebote von Lieferdiensten vorliegen. Obwohl die Marke Flink bekannter ist als Getir, besitzt letzteres einen geschätzten Marktanteil von mehr als 80 %. Ein entscheidender Vorteil für Getir ist zudem, dass der Staatsfonds Mubadala rund achtmal so viel in Getir investiert hat wie in Flink, was einen Zusammenschluss auch im Interesse des Investors aus Abu Dhabi liegen lässt.

100 Millionen US-Dollar zur Wachstumsförderung

Flink hat nun eine Finanzspritze von 100 Millionen US-Dollar erhalten, um sein Wachstum voranzutreiben. Die Investoren des Unternehmens haben sich verpflichtet, diese Mittel bereitzustellen, wobei bereits ein Drittel der Finanzierung geflossen ist. Die Auszahlung der restlichen Finanzierungstranchen hängt von den Verhandlungen bezüglich der Kaufangebote ab.

Die Finanzierungsrunde wurde von bestehenden Geldgebern wie Rewe, Bond, Northzone und Cherry Ventures angeführt, während sich der Staatsfonds Mubadala Capital und der Essenslieferant DoorDash nicht beteiligten. Sowohl Flink als auch die Investoren haben sich dazu nicht geäußert. Ein Sprecher von Rewe betonte, dass das Unternehmen offen für eine Finanzierung und eine Fusion sei. Ein weiterer Kandidat für einen möglichen Zusammenschluss könnte zudem auch der niederländische Lieferant Just Eat Takeaway sein.

Flink hat insgesamt 1,4 Milliarden US-Dollar eingeworben und wurde Ende 2021 mit etwa 2,85 Milliarden US-Dollar bewertet. Es gibt allerdings Berichte, dass die Bewertung des Startups im Mai 2023 im Rahmen einer weiteren Finanzierungsrunde auf rund eine Milliarde Euro gesunken sei.

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