Thomas Preuß, DTCP: „Wir sind ein Technologie-Investor“

18/07/2017
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Thomas, ihr habt mit DTCP Deutsche Telekom Capital Partners gerade gemeinsam mit Capnamic Ventures und Iris Capital 7,5 Millionen Dollar in Leanix investiert, warum?

Thomas Preuß: Leanix ist ein sehr gutes Beispiel für ein Software-as-a-Service-Unternehmen aus Deutschland, das sehr schnell wächst und den globalen Markt im Visier hat. Leanix löst ein Problem, das jedes große Unternehmen hat und das an Relevanz noch zunehmen wird.

Und welches Problem ist das?

Thomas Preuß: Ganz grob gesagt: die digitale Transformation. Großunternehmen haben die Herausforderung, alte IT-Systeme auf den neuesten Stand zu bringen. Meist arbeiten sie mit monolithischen Systemen. Heute braucht man aber eine Kombination aus Point Solutions, Anwendungen aus der Cloud und Inhouse Developments, denn immer mehr kritische Technologie wird heute intern entwickelt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und agiler zu werden muss man also von den monolithischen Systemen runter, bei denen Updates und die Einführung neuer Prozesse einfach viel zu lang dauern.

Und wie löst Leanix das Problem?

Thomas Preuß: Heute ist der CIO eines globalen Konzerns nicht mehr in der Lage, alle Tools, die in seinem Unternehmen verwendet werden, zu überblicken. Leanix bietet den IT-Entscheidern eine Möglichkeit, sich im ersten Schritt ein Abbild sämtlicher Applikationen zu machen und im zweiten Schritt zu analysieren, welche Prozesse im Unternehmen damit gesteuert werden. Leanix arbeitet dabei mit einem kollaborativen Ansatz, denn es geht ja darum, dass die IT-Systeme auf die Geschäftsprozesse abgestimmt sind und sie unterstützen.

Und was heißt das?

Thomas Preuß: Mit Leanix lassen sich sehr einfach Daten über IT-Systeme generieren, daraus entsteht ein transparentes Reporting und eine saubere Visualisierung, so dass man das gesamte System optimal aufbauen kann.

Das Team von Leanix. Foto: Leanix Das Team von Leanix. Foto: Leanix

Was hat Euch von Leanix überzeugt?

Thomas Preuß: Das starke Team rund um die Gründer André Christ und Jörg Beyer. Sie wollen jetzt vor allem die internationale Expansion voranbringen und da sind wir als DTCP genau der richtige Partner. Wir sind in Europa, Israel und in den USA mit Teams vertreten und helfen Unternehmen, in den jeweils anderen Region Fuß zu fassen.

Was ist Euer Investment-Fokus?

Thomas Preuß: Wir sind ein Technologie-Investor und unser Fokus liegt auf Enterprise Software und auf Cloud-Lösungen. Wir investieren im Stadium nach Series A in Firmen, die bereits einen stabilen Umsatz erwirtschaften.

Wir groß sind eure Tickets?

Thomas Preuß: Bei einem Neuinvestment steigen wir mit Summen zwischen fünf und 15 Millionen Euro pro Unternehmen ein, meistens zusammen mit neuen oder bereits existierenden Co-Investoren. Wir reservieren zusätzlich Kapital, um auch in späteren, deutlich größeren Finanzierungsrunden als aktiver Investor teilzunehmen und so die Unternehmen weiter zu unterstützen.

Wie groß ist der Fonds?

Thomas Preuß: Der Ventures Fonds hat ein Volumen von 250 Millionen Euro. Er ist nur ein Teil von Deutsche Telekom Capital Partners, denn dazu gehört unter anderem auch ein Special Situations Investment Fonds. Seine operative Arbeit hat der VC-Fonds 2016 aufgenommen und wir haben bereits zwölf Investments gemacht. Wir sind also sehr aktiv.

Wie groß ist das Team?

Thomas Preuß: Wir sind insgesamt 27 Leute bei DTCP. Zum VC-Fonds gehören neun Investment-Professionals.

Was sind eure bevorzugten Themen bei DTCP?

Thomas Preuß: Enterprise Software, SaaS, Public und Private Cloud, Cybersecurity, Internetinfrastruktur, Big Data, Artificial Intelligence, Business Intelligence und Internet of Things.

Wie seid ihr mit der Telekom verbunden?

Thomas Preuß: Die Telekom ist unser Corporate und Fonds Sponsor, unser Partner und Investor und wie haben natürlich einen sehr guten Zugang zu den operativen Einheiten der Telekom. Wir versuchen immer den bestmöglichen Mehrwert für unsere Portfoliounternehmen zu schaffen und wenn sie es wünschen, können wir den Kontakt zum weltweiten Ökosystem der Deutschen Telekom herstellen.

Die Telekom redet also bei den Investment-Entscheidungen nicht mit?

Thomas Preuß: Deutsche Telekom Capital Partners ist als autonomer und rendite-orientierter  Finanzinvestor aufgestellt. Die Investment-Entscheidungen werden von uns in der Partnerschaft getroffen und gemeinsam mit dem Investment Committee entschieden.

„Wir stechen ganz klar durch unsere internationale Struktur und unsere Teams in Europa, Israel und im Silicon Valley heraus“

Wie seht ihr euch selbst im Wettbewerb mit andern Investoren?

Thomas Preuß: Der Wettbewerb ist tatsächlich sehr intensiv – vor allem wenn es um Top-Technologieunternehmen geht. Diese Unternehmen schauen sehr genau hin und man muss als Investor deutlich zeigen, welchen Mehrwert man bieten kann, der über das rein Finanzielle hinausgeht. Wir fangen schon weit vor dem Vertragsabschluss an, diesen Wert zu zeigen, indem wir zum Beispiel Kontakte zu Kunden und Kooperationspartnern herstellen. Und wie ich schon sagte, wir stechen ganz klar durch unsere internationale Struktur und unsere Teams in Europa, Israel und im Silicon Valley heraus. Wir wollen Brückenbauer in diese drei Regionen sein. Wir sind der richtige Partner, wenn es darum geht, in Europa Wachstum zu finanzieren und den Schritt in die USA zu wagen.

Welche wichtigen Technologietrends siehst Du?

Thomas Preuß: Erstens die Migration in die Cloud. Alle großen Unternehmen integrieren aktuell die Cloud Strategie. Hier erwarten wir viele hochspannende Entwicklungen. Zweitens Cybersecurity. Dieses Thema sehen wir noch ganz am Anfang und es wird immer wichtiger werden, denn es ist geschäftskritisch. Drittens Big Data und AI. Das sind Grundlagentechnologien und sie werden alle Industriezweige radikal verändern. Auch hier geht es gerade erst richtig los.

Demnächst steht die Bundestagswahl an. Welche Veränderungen der Rahmenbedingungen wünschst du dir in Deutschland?

Thomas Preuß: Über Politik möchte ich mich wirklich nicht äußern. Ich möchte nur betonen, welche wichtige Rolle Schule und Universität spielen. Wir sehen, dass die Stanford University ein enormer Treiber der wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung im Silicon Valley ist. Und hier sehe ich bei uns noch einen enormen Nachholbedarf. Uns fehlen diese Generationen von Gründern, die ihr Wissen und ihr Kapital hier re-investieren. Wir haben genau diesen Aspekt sowie weitere Punkte und Handlungsempfehlungen zu den Rahmenbedingungen im VC-Markt in Deutschland in unserem aktuellen Whitepaper zusammengefasst, das wir in Kürze veröffentlichen werden.

Wir haben Thomas Preuß auf der Noah Conference getroffen. Das Gespräch führte Corinna Visser.

THOMAS PREUSS

ist Partner bei Deutsche Telekom Capital Partners im Venture Capital Team. Er ist verantwortlich für die europäischen Aktivitäten des Fonds.

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