Entlassungen in der Startup- und Tech-Branche - Juli 2023
Die Technologie- und IT-Branche hat in den letzten Monaten einen signifikanten Stellenabbau erlebt. Basierend auf den Daten der Analyseplattform Layoffs.fyi und diversen Medienberichten kommt hier die monatliche Übersicht aller bekannten Entlassungen in der Startup-Szene.
Weltweite Entlassungen - Branchenriesen und Startups gleichermaßen betroffen
An der Spitze der Entlassungsliste steht im Juli 2023 das in den USA ansässige Service-Unternehmen Amdocs, das schockierende 2.000 Entlassungen bekannt gab. Die drei Schwergewichten, FNZ, ein Finanzunternehmen aus dem Vereinigten Königreich, Binance, ein Krypto-Unternehmen mit Sitz auf den Cayman Islands, sowie der US-Technologieriese Microsoft haben jeweils 1.000 Mitarbeiter entlassen. Vor allem der Stellenabbau bei Microsoft lässt aufhorchen. Betroffen sind die Bereiche Kundenservice, Support und Verkauf. Bereits im Januar diesen Jahres hatte Microsoft den Abbau von 10’000 Stellen bis zum Ende des dritten Quartals angekündigt.
Entlassungen in Europa
Der Monat Juli 2023 hat eine Reihe von Entlassungen in den führenden europäischen Unternehmen erlebt. Branchen von Sicherheit bis Einzelhandel sind betroffen.
Hart getroffen hat es Kape Technologies, ein in London ansässiges Sicherheitsunternehmen, das im Laufe des Monats fast 400 Mitarbeiter entlassen hat. Laut Berichten wurden am 30. Juli 200 Mitarbeiter entlassen. Dies entspräche einer Reduzierung der Belegschaft von rund 30 Prozent. Kape Technologies hat bislang beeindruckende 188 Millionen Dollar an Venture Capital eingeworben.
Das ebenfalls in London ansässige Finanzunternehmen Onfido hat ebenfalls eine unbestätigte Anzahl von Mitarbeitern entlassen - und dies trotz beeindruckenden Finanzierungsrunden von 182 Millionen Dollar in der Vergangenheit.
Auch die Luftfahrt trifft es hart: Kleos Space, ein Unternehmen aus Luxemburg, das Signalaufklärungssatelliten betreibt, hat Insolvenz angemeldet.
Das schwedische Medienunternehmen Viaplay kündigte die Entlassung von 450 Mitarbeitern an.
Entlassungen in Deutschland
Auch für die Arbeitsmärkte in der DACH-Region markierte der Juli dieses Jahres einen beunruhigenden Monat.
Das Zalando zugehörige und in Berlin ansässige Medien-Unternehmen Highsnobiety hat im Juli 24 Mitarbeiter entlassen. Dies entspricht 10 Prozent der gesamten Belegschaft.
Zalando hatte sich Anfang letzten Jahres die Mehrheit an Highsnobiety gesichert. Finanzielle Details der Übernahme wurden nicht bekannt gegeben. Inklusive US-Geschäft soll Highsnobiety damals auf Gesamtumsätze von 60 Mio. Dollar gekommen sein. (Siehe Zalando übernimmt die Mehrheit an Highsnobiety bei $60 Mio.)
Auch die Unternehmen Arive und PaulCamper, die in den Branchen Einzelhandel und Reisen tätig sind, haben ebenfalls Entlassungen vorgenommen. Obwohl die genaue Anzahl der Entlassungen für beide Unternehmen nicht verkündet wurde, scheinen sie anhaltenden Herausforderungen der aktuellen Wirtschaftslage gegenüber zu stehen.
Die Gründe für diese Entlassungswelle sind vielfältig. Einige Branchenexperten verweisen auf wirtschaftliche Unsicherheiten, während andere die raschen technologischen Veränderungen und den steigenden Wettbewerbsdruck als Hauptursachen nennen.
Weitere Entlassungen aus Deutschland und Europa aus dem Juli 2023, die nicht von Layouts.fyi erfasst wurden.
Spotify ersetzt Mitarbeiter durch Künstliche Intelligenz
Im Zuge seines Transformationsplans “Code Yellow” setzt Shopify verstärkt auf KI-Technologien, um Teile des Support-Teams zu ersetzen. Der E-Commerce-Anbieter hat eine KI-gesteuerte Betaversion für sein Help Center eingeführt, die Aufgaben übernehmen soll, die zuvor von Support-Mitarbeitern durchgeführt wurden. Business Insider
SunPower Corporation kündigt Entlassungen an
Der US-Solar-Anbieter SunPower Corporation hat für 2023 eine Gewinnwarnung herausgegeben. Der Nettoverlust im zweiten Quartal 2023 beträgt rund 30 Mio. US-Dollar. Im Zuge der Ankündigung wurden Kostensenkungsmaßnahmen einschließlich Entlassungen angekündigt. IT Times
Möglicher Anstieg bei Gründungen
Der Companybuilder Antler verzeichnete in 2022 bei Bewerbungen von Gründern in Europa einen Anstieg von 75 Prozent. Viele dieser neuen Gründer bringen wertvolle Erfahrungen aus ihren vorherigen Rollen mit und konzentrieren sich verstärkt auf technologiegetriebene Lösungen.Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheiten zeigt die deutsche Startup-Landschaft Resilienz und Innovationskraft. Business Insider
Ceconomy kündigt Schließung von Tec-Repair an
Ceconomy-Holding, Muttergesellschaft der Elektro-Einzelhandelsketten MediaMarkt und Saturn, hat beschlossen, ihren Reparaturdienstleister Tec-Repair zu schließen. In Folge der Maßnahme verlieren 850 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze. Tec-Repair wurde 2015 als Teil des Dienstleistungsunternehmens RTS übernommen und bot deutschlandweit Vor-Ort-Reparaturen in MediaMarkt und Saturn-Filialen an. Laut Ceconomy seien die Dienstleistungen von Tec-Repair nicht mehr wettbewerbsfähig. Heise
Gastbeitrag “Investoren trifft Mitschuld an Startup-Insolvenzen”
Julian Riedlbauer, GP Bullhound: „Die neu geforderte Profitabilität konnten viele Startups nicht liefern trotz der Bemühungen, Kosten rauszunehmen, etwa durch Entlassungen von Beschäftigten. (…) Es ist brutal hart, weil Investoren wie Softbank, Tiger Global und viele andere die Gründer jahrelang zu schnellem Wachstum stark gepusht haben. Alle wesentlichen Entscheidungen, die Gründer treffen, werden vorab vom Board abgesegnet.“ Business Insider