Der Beirat Junge Digitale Wirtschaft (BJDW) sowie das Bundeswirtschaftsministerium unter Peter Altmaier (CDU) blamieren sich mit der Veröffentlichung einer anscheinend nicht abgestimmten Vorab-Version eines „Positionspapier zum Thema Börsengänge Deutscher Start-ups”.
Darin fordern (augenscheinlich) die 29 Mitglieder des Beirats eine Art Hofberichterstattung für Startups, die ihren Börsengang planen. Nur mit der „Gewährleistung einer ausgewogenen Berichterstattung“ könnte die hierzulande grassierende IPO-Flaute abgewendet werden, an der die Presse eine offensichtliche Mitschuld trage. Die Bundesregierung möge daher “Regeln zur Vermeidung einseitig diffamierender Artikel« erlassen und die Presse verpflichten, über sämtliche Börsengänge zu berichten”. Zugleich brauche es eine »Disziplinierung der Presse«, heißt es in dem Dokument weiter. Als Autoren des Papiers werden Christoph Gerlinger (German Startups Group), Alex von Frankenberg ( Hightech-Gründerfonds) und Amorelie-Gründerin Lea-Sophie Cramer namentlich aufgeführt.
Es kam zu empörten Reaktionen in zahlreichen Medien und seitens des Deutschen Journalisten Verbands, der dem BJDW “völlige Unkenntnis des Journalismus und seinen Aufgaben in der Demokratie“ attestierte. Die Vorsitzenden des Beirats, Christian Vollmann und Miriam Wohlfarth, sowie zahlreiche andere Mitglieder des BJDW waren daraufhin um Schadensbegrenzung bemüht. “Unser Fehler als Beirat ist, dass unsere internen Kontrollmechanismen versagt haben. Durch die Umstellung auf eine agilere Arbeitsweise (…) ist leider ein falsches und veraltetes Dokument an das Bundeswirtschaftsministerium gegangen.” handelsblatt.com
Christoph Gerlinger, der sich als alleiniger Autor der heiklen Passage outete, hat Konsequenzen gezogen und einigte sich mit Peter Altmaier auf seinen Rücktritt aus dessen Beirat. In einem Beitrag am Dienstag entschuldigt sich Gerlinger bei den Journalisten. Er „übernehme die Verantwortung dafür, dass eine unpassende und missverständliche Formulierung“ seinerseits aus einem früheren Konzept in der finalen, veröffentlichten Fassung gelandet sei, so der Gründer der German Startup Group. „Diese Formulierung entspricht weder der Position des Beirats noch der der Mit-Autoren, noch der von mir.“ handelsblatt.de
Der Spiegel wirft zugleich die Sinnhaftigkeit des BJDW auf und fragt “Wer braucht so einen Beirat?”, denn “das Dokument mit dem Titel »Börsengänge Deutscher Startups« ist datiert auf den 15. April, also rund drei Monate alt. Gelesen hat es, bis auf die Kollegen beim »Handelsblatt«, offenbar niemand.” spiegel.de
Hinweis: In der Morgenfolge unseres Podcasts erläutert Christian Vollmann, Vorsitzender des Beirat Junge Digitale Wirtschaft (BJDW), die Hintergründe der “Affäre Positionspapier”. Jetzt anhören! Weiterlesen
Der Börsenmantel von Alex Kudlich und Florian Leibert vollzog am Freitag den Gang auf das Frankfurter Börsenparkett. Die Aktie des 468 Spac I SE wurde zu 10 Euro gelistet. 300 Millionen Euro sollen über den IPO eingenommen werden. Innerhalb des nächsten Jahres will die zweite deutsche Firmenhülle ein europäisches Unternehmen präsentieren, das sich mit Software, Künstlicher Intelligenz, Marktplätzen und einem Direct-To-Consumer-Modell auseinandersetzt und eine Bewertung zwischen 400 Millionen und vier Milliarden Euro vorweisen soll. Weiterlesen