Danyal Bayaz

Für einheitliche Startup-Standards und um das Gründen zu vereinfachen, sollen Unternehmen online in 24 Stunden gegründet werden können. Noch dazu soll es unter 100 Euro kosten. In der am Freitag vorgetragenen EU-Deklaration ist dies nur einer von vielen Punkten, um die Europäische Union für Startups attraktiver zu machen. 20 EU-Staaten stimmen dafür &#8211; nur Deutschland spricht sich dagegen aus. Das Bundesjustizministerium begründet die Ablehnung mit der Gefahr der Wirtschaftskriminalität, die bei der kurzfristigen Onlinegründung auftreten könnte, und will &#8220;eine substanzielle Einbuße der Verlässlichkeit der Register“ vermeiden. 
Die deutsche Startupszene ist alles andere als begeistert von der deutschen Bremse: unter anderem äußerten sich Christian Miele (Präsident des Startup-Verbandes), Thomas Jarzombek (Startup-Beauftragter des Wirtschaftsministeriums), und Danyal Bayaz (Grünen-Startup-Politiker) kritisch in den sozialen Medien. &#8220;Ich spring‘ bald aus dem Fenster: Schon wieder wird hier gebremst.&#8221;, so Miele auf Twitter. 
Derzeit dauert die Gründung eines Unternehmens mit dem Gang zum Notar drei bis vier Wochen. Das Bundesjustizministerium begrüße dennoch die schnelle Gründung von Startups und plane mit einer Digitalisierungsrichtlinie die Gründung innerhalb von fünf Tagen. Diese sei für August 2022 geplant.

Deutschland lehnt 24 Stunden-Gründung ab

Die Causa Wirecard wird mehr und mehr zum Politikum und erreicht nun auch die höchste Bundespolitik: Nach den Enthüllungen des SPIEGEL über die Lobbyarbeit des Kanzleramts für Wirecard in noch zu klärendem Umfang werden die Rufe nach einem Untersuchungsausschuss immer lauter. 
So hat das Bundeskanzleramt bereits eingestanden, sich für das gescheiterte Finanzunternehmen Wirecard eingesetzt zu haben. Hierbei ging es vornehmlich um eine &#8220;weitere Flankierung&#8221; für ein China-Geschäft des Fintech-Unternehmens. Drahtzieher dieser Sonderbehandlung war wohl der gefallene Politstar der CSU Karl-Theodor zu Guttenberg, der sich offensichtlich erfolgreich als Berater von Wirecard bei Bundeskanzlerin Angela Merkel und einem ihrer Mitarbeiter, dem Abteilungsleiter für Wirtschaft, Finanz- und Energiepolitik, Lars-Hendrik Röller, einsetzte. 
Zahlreiche Politiker, u.a. der Grünenabgeordnete Danyal Bayaz, fordern Aufklärung und werfen der Regierung vor, offensichtlich keinen Faktencheck gemacht zu haben, bevor man sich für Wirecards China-Geschäft einsetzte. Am Wochenende wurde zudem bekannt, dass Wirecard-Manager Marsalek offenbar in Russland oder Weißrussland untergetaucht sei. Zitat aus dem Chat-Protokoll mit dessen Berater: &#8220;Ist halt leichter, wenn man schuldig ist und 1,9 Milliarden hat&#8230;&#8221;. Auch über Verbindungen Marsaleks zum russischen Geheimdienst wird spekuliert.