Tino Franzen:

„Wir finanzieren die Digitalisierung unserer Kunden”

18/04/2018
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Welche Chancen gibt es gerade in Düsseldorf für Startups?

Tino Franzen: Einer der wesentlichen Vorteile des Standorts Düsseldorf ist die existierende Infrastruktur von Wirtschaft und Industrie. Die gesamte Rhein-Ruhr Region hat eine lange industrielle Historie und eine hohe Dichte an kleinen, mittelständischen und großen Unternehmen aller Branchen. Diese Konzentration an Corporates bietet Startups viele Chancen etablierte Partner zu gewinnen, zum Beispiel im Rahmen von Joint Ventures, als Kunden oder potenzielle Investoren und Know-How-Geber. Außerdem macht diese wirtschaftliche Stärke den Standort für Fachkräfte attraktiv. Damit hat der Wirtschaftsstandort Düsseldorf vor allem auch gegenüber Berlin durchaus den Vorteil eine stärkere Symbiose zwischen der Old- und New Economy zu generieren - wovon beide profitieren!

„Wir würden gerne noch häufiger eine Überlappung der Netzwerke sehen”

Wie sieht es mit Möglichkeiten zur gegenseitigen Vernetzung zwischen Corporates und Startups aus?

Tino Franzen: Ehrlich gesagt, habe ich den Eindruck, dass dies immer noch ausbaufähig ist. Wir merken nach wie vor, dass die Netzwerke der Startups und - zum Beispiel - die der etablierten mittelständischen Industrie häufig getrennte Welten sind. Hier bleibt Potenzial liegen, denn beide sind aufeinander angewiesen und können viel voneinander lernen. Was wir erleben ist, dass sich zwar die jungen Unternehmer und auch die etablierten Firmen miteinander vernetzen, aber eine Überlappung der beiden Netzwerke würden wir gerne noch häufiger sehen. Und das ist ja genau der Gedanke, wo die Startup-Woche Düsseldorf und der NKF Summit ansetzen.

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Vielen Dank, das freut uns natürlich. Was erhoffen Sie sich von diesen Zusammentreffen?

Tino Franzen:Wir merken bei unseren Kunden, dass diese Idee der Zusammenführung von Startups und ‚Old Economy‘ genau den aktuellen Bedarf trifft: Die Startups benötigen für ihr Wachstum Partner und Kunden aus der Industrie. Und die gesamte Industrie - vom Kleinunternehmen bis zum DAX Konzern - steht vor der Herausforderung der digitalen Transformation oder steckt mittendrin. Hier sind die Skills und Herangehensweisen der Startups eine Bereicherung.

„Voneinander lernen, um die digitalen Herausforderungen bewältigen zu können”

Darüber hinaus sehen wir, dass sich über solche Netzwerk-Treffen oft persönliche Partnerschaften und Netzwerke zwischen Unternehmern und Gründern ergeben, welche wiederum genau dort ansetzen wo es nötig ist: voneinander zu lernen, um die digitalen Herausforderungen bewältigen zu können. Das etablierte Unternehmen lernt zum Beispiel Agilität und Umsetzungsfreude, das Startup bekommt Expertise die im weiteren Wachstum und der Ausprägung von Strukturen hilft. Kooperationsmodelle sind nach unseren Erfahrungen oft zukunftsfähiger als Alleingänge.

Was versprechen sie sich als Bank von dieser Vernetzung?

Tino Franzen:Für uns als Bank und Kreditgeber ist natürlich eine Wirtschaft wichtig, die gesund und auf die Zukunft ausgerichtet ist - sowohl was die Startups angeht, als auch die etablierten Unternehmen. Zusätzlich stehen wir alle vor diesem riesengroßen Thema digitale Transformation: Kein Unternehmen kommt heute an diesem Thema vorbei. Viele haben den Einstieg in die neue Ära bereits eingeleitet, doch ebenso viele suchen noch die richtige Formel für ihr datengetriebenes Geschäft der Zukunft. Eine Vernetzung bringt etablierten Unternehmen den Vorteil, frühzeitig Zugang an Ressourcen zu gelangen, um die eigene Transformation schneller voranzutreiben. Startups profitieren, weil Kooperationspartner natürlich oftmals auch die ersten Kunden sind und so helfen, den Business Case abzusichern.

„Wir unterstützen unsere Kunden dabei, ihr Unternehmen digital zukunftsfähig zu machen”

Häufig wird es ja als sehr positiv bewertet, wenn bereits mit einem Corporate zusammengearbeitet wurde…

Tino Franzen: Natürlich, jedem Startup hilft es, in der Lage zu sein, mit Unternehmen zusammenarbeiten zu können, die schon länger am Markt sind. Dabei kann es sich um eine Entwicklungspartnerschaft handeln oder um einen ersten Kunden, was dann ja ein toller proof of concept ist, dass nämlich das Geschäftsmodell funktioniert. Außerdem gibt es natürlich die Chance, Leute aus einem etablierten Unternehmen und damit deren Expertise zu nutzen.

Was tun sie bei der Hypovereinsbank zum Thema Digitalisierung?

Tino Franzen:Unser Motto ist, dass wir die Digitalisierung unserer Kunden finanzieren. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, ihr Unternehmen digital zukunftsfähig zu machen und entsprechende Investitionen zu stemmen. Denn wir sehen, dass der Grad der Digitalisierung bei der Beurteilung von Unternehmen eine immer größere Rolle spielt. Und da gibt es noch einige Bereiche, in denen viel passieren muss.

Da muss also auch innerhalb der Bank ein Umdenken stattfinden?

Tino Franzen: Ja, das ist absolut notwendig. Deshalb haben wir Spezialisten bundesweit verteilt, die zum Beispiel in Tech-Teams auf die neuen, digitalen Geschäftsmodelle speziell eingehen. Denn häufig passen die Bewertungsmaßstäbe, die wir traditionell als Bank anlegen, nicht mehr eins zu eins. Unser Erfolg als Bank hängt davon ab, wie wir unsere potenziellen Kunden mit speziellen Bedürfnissen, eben auch die Startups, einschätzen können.

Vielen Dank für das Interview!

[td_block_text_with_title custom_title=”Tino Franzen”]Tino Franzen, Managing Director der HypoVereinsbank und Leiter des Firmenkundengeschäftes im Rheinland. (Foto: Hypovereinsbank)

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