Unterwegs im Jahr 2030

Das sagen die Experten von Lilium und Co (Teil 2)

29/01/2019
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Johannes Ungar, Student und Mitglied des Hyperloop Teams der TU München

Meiner Einschätzung nach wird insbesondere die urbane Mobilität 2030 ganz klar von der Elektrifizierung des Straßenverkehrs dominiert. Streetscooter, E-Autos und wachsende E-Bike-Flotten prägen das Straßenbild. Dank gut ausgebauter Ladeinfrastruktur kein Problem mehr. Entgegen dem Trend der immer stärker werdenden Batterietechnologie hoffe ich auf eine Renaissance der Brennstoffzelle: Wasserstoff-LKWs und Busse ersetzen auch die letzten Reste C02 und Feinstaub durch Wasserdampf. Ich bezweifle, dass mittelfristig Lufttaxis den Stadthimmel füllen werden. Dafür müssen erst einmal regulatorische und sicherheitstechnische Fragestellungen geklärt werden. Außerdem bleibt offen, ob Anwohner die lärmenden Flugobjekte im innerstädtischen Bereich akzeptieren werden. Rein elektrisch betriebene Fluggeräte kämpfen auch immer noch mit Effizienzproblemen beim Energieverbrauch. Die nach wie vor sehr geringe Energiedichte heutiger Speicherzellen erhöht zwangsläufig die Energiezuladung, weil immer auch die dafür notwendige Batteriemasse mittransportiert werden muss.

Jaime Rodríguez de Santiago, General Manager Iberia und Germany bei Blablacar

Das Auto der Zukunft basiert auf vier Entwicklungen, die unaufhaltsam voranschreiten und miteinander verschmelzen: Selbstfahrende Fahrzeuge, elektrische Antriebe, digitale Vernetzung und geteilte Mobilität. Zunächst muss aber der gesetzliche Rahmen definiert werden. Bis dann die heute existierende Autoflotte komplett ersetzt ist, wird es ungefähr noch 20 Jahre dauern. Ähnliches gilt für das elektrische Fahren, auch wenn wir hier schon etwas weiter sind, da elektrische Antriebsmodelle bereits einen (kleinen) Teil der Verbrennungsmotoren ersetzen. Dass 2030 ausschließlich elektrisch-autonome Autos auf den Straßen fahren, ist also nicht zu erwarten. Ich kann mir aber vorstellen, dass der autonome Gütertransport in 12 Jahren schon sehr weit fortgeschritten sein wird. Um die Vorteile autonomer Systeme voll ausschöpfen zu können, ist es unerlässlich, dass die Autos untereinander und mit den Verkehrssystemen vernetzt sind und Echtzeitdaten miteinander teilen können. Diese Eigenschaften lassen sich ideal für die geteilte Mobilität nutzen. Geteilte Autos sind in und außerhalb von Städten schon sehr weit fortgeschritten: Neben Free-Floating-Flotten für Kurzstrecken im urbanen Raum haben sich Carpooling-Angebote wie BlaBlaCar für Langstrecken bereits heute bewiesen. Für Menschen, die regelmäßig lange Strecken zurücklegen müssen, wird es auch 2030 wichtig sein, ständigen Zugriff auf ein Auto zu haben  – ganz gleich, ob selbstfahrend, elektrisch, verbunden oder eben nicht. Die geteilte Nutzung wird dabei helfen, das Reisen nicht nur komfortabler, sondern auch bezahlbarer und stressfrei zu machen.

Simon Herzog, Digital Hub Mobility

Die autogerechte Stadt war das planerische Leitbild im 20. Jahrhundert. Das Auto erlaubte nicht nur individuelle Mobilität, sondern brachte zahlreiche Nachteile mit sich: Staus, Beanspruchung enormer Flächen für Straßen und Parkplätze sowie ein kaum stillbarer Hunger nach Rohstoffen und fossiler Energie. Durch Digitalisierung und Elektrifizierung lässt sich der Verkehr auf eine nachhaltige Basis stellen, wobei das Angebot noch vielfältiger wird. Wie gerufen kommt in Zukunft der Wagen vom autonomen Carsharing direkt vor die Tür. So ist der Einstieg bequemer als ins eigene Fahrzeug und der Parkplatz ist ein Problem von gestern. Dort wo keine Autos mehr stehen fahren zukünftig Fahrräder, landen elektrische Flugtaxis und wachsen neue Bäume. Wer zeichnet den Weg in die Zukunft? In der neuen Gründerzeit sind es Startups, Kreative aller Generationen zusammen mit etablierten Konzernen, denen der Digital Hub Mobility an der UnternehmerTUM die Plattform bietet.

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Lilium
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Ein elektrisches Flugzeug für eine neue Art der Fortbewegung.
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