Sharing Economy:

Freie Fahrt für Radverleihe

04/07/2018
header image

Sogar Apple ist schon auf den Fahrradverleih Zug aufgesprungen: Seit Mitte März können Apple Maps-User Stationen für Leihräder in 179 Städten finden. Klingt eigentlich praktisch - und auch der Schritt hin zur Sharing-Economy liegt im Trend. Doch die Konkurrenz ist hart. Und: Deutschlands Haushalte sind mit 73 Millionen Fahrrädern, so schätzt zumindest der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV), gut ausgestattet.

Wer nutzt den Fahrradverleih 2.0?

Außerdem stellt sich mit dem wachsenden Leihrad-Chaos noch eine weitere Frage: Ist das eigentlich noch umweltfreundlich oder kämpfen die Städte bald mit tonnenweise Fahrrad-Müll? Und: Wer wird die weniger profitablen Randbezirke mit Leihfahrrädern ausstatten, damit Ausflügler nach der S-Bahn-Fahrt ins Grüne eine nahtlose Anbindung haben? Geschieht das nicht, so Verkehrs-Strategieberater Heinrich Strößenreuther, werde bei solchen Freizeitfahrten weiterhin das Auto um Längen vorne liegen - zu Lasten von Umwelt und Klima. Wem es beim Fahrradfahren nicht nur um Praktikalität, sondern auch um den Wind im Gesicht geht, der kann bei Peer-to-Peer Sharing-Anbietern wie ListnRide fündig werden und sich richtig schicke Räder leihen. Eine Art Fahrradverleih 2.0.

Nextbike

Das Leipziger Startup-Unternehmen ist mittlerweile in 50 deutschen Städten vertreten
und betreibt aktuell in 24 Ländern ein öffentliches Fahrradverleihsystem. 2005 erhielt Nextbike den Zuschlag vom Senat und verdrängte immer mehr die bisher aus öffentlichen Mitteln geförderten rot-silbernen Leihräder der Deutsche-Bahn-Tochter DB Connect. Nextbike bietet vor allem stationsbasierte Systeme, telefonischen Kundendienst rund um die Uhr und lokale Serviceteams. nextbike.de

Donkey Republic

Das Fahrradverleih Startup aus dem fahrradfreundlichen Kopenhagen ist mittlerweile in 40 europäischen Städten unterwegs, zweimal in Nordamerika und sogar in Mumbai. In Deutschland kann man die Donkeys in München und Berlin leihen. Um die Räder weltweit nutzen zu können, braucht man eine Mitgliedschaft, diese kostet für City Tripper 10 Euro pro Jahr, für Commuter dann schon 10 Euro pro Monat. Natürlich kann man Zwischenstopps einlegen, aber zurückgebracht werden müssen die Donkey-Räder an einen in der App angezeigten Rückgabeort. donkey.bike

Mobike und Ofo

Die silber-orange Flotte des chinesischen Anbieters erobert seit Herbst 2017 die Hauptstadt. Das im April 2016 gegründete Startup aus Shanghai ist mit über sieben Millionen Fahrrädern in 200 Städten mittlerweile der weltweit größte Anbieter von Leihrädern mit App-System. Doch die Konkurrenz steht schon in den Startlöchern: Ofo, ein weiterer Anbieter aus Asien hat im März von der Alibaba Gruppe 866 Millionen Dollar in finanzieller Starthilfe bekommen. mobike.com

Mobike wurde von Tencent, einem von Alibabas stärksten Konkurrenten finanziert. Gefunden und freigeschaltet werden die Bikes per App. Außerdem werden sie über ein GPS-fähiges Schloss mittels des unternehmensinternen Netzwerks getrackt. Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes wiesen die Sprecher von Mobike zurück, vielmehr könnten die Daten „mit Stadtplanern gemeinsam genutzt werden, um die Standortplanung für intelligente Radverkehrsinfrastruktur und die damit zusammenhängende Stadtplanung zu
unterstützen.“

BYKE

Der ehemalige Rakuten CSO Christian Macht ist mit der Mobility Firma Byke durchgestartet. In quietschgelben und blauen Farben gibt es das Rad bis jetzt in Berlin, Frankfurt und im Ruhrgebiet. Bei diesem Modell wird man für das Radfahren sogar ein wenig belohnt, denn je mehr man einzahlt desto mehr Bonus bekommt man. Die Kontoerstellung ist ebenfalls kostenlos, man zahlt nur wenn man auch fährt. byke.de

Deutsche Bahn

In Berlin: Deutsche Bahn und Lidl

Die silber-rote Fahrradverleih Flotte der Deutschen Bahn ist derzeit in 50 deutschen Städten vertreten. Außerdem werden Firmen-Kooperationen angestrebt. So bieten bereits BMW und die Commerzbank ihrer Belegschaft Call-a-Bike-Verleihsysteme auf dem Firmengelände
an. In Berlin will die Bahn gemeinsam mit Lidl dem Konkurrenten Nextbike einholen. Die gemeinsamen Fahrräder sind silbern mit grünem Branding. Etwas verwirrend ist, dass für die als Lidl-Bikes ausgewiesenen Leihräder der Flotte etwas höhere Kosten für Kurzstrecken anfallen. So punkten Call-a-Bike-Leihräder damit, dass sich App-Nutzer die erste halbe Stunde gratis sichern können. lidl-bike.de/callabike-interaktiv.de

In Hamburg: Hamburger Stadtrad

Kunden die Callbike nutzen dürfen auch das Hamburger Stadtrad nutzen - und umgekehrt. Schon seit 2009 gibt es durch den Betreiber Deutsche Bahn die Möglichkeit das Hamburger Stadtrad auszuleihen. Die Nachfrage war so groß, dass sich das Netz der Servicestationen von der Innenstadt aus immer mehr in die äußeren Bezirke weitete und seit 2015 alle sieben beinhaltet. Das Modell ist nach Kundenzahlen das erfolgreichste Fahrradverleihsystem Deutschlands und im Januar 2012 für den Deutschen Fahrradpreis nominiert worden. Das Stadtrad kann nur an Servicestationen ausgeliehen und abgegeben werden. Dort identifiziert man sich mit seiner Kundenkarte, die man sich sogar als Schlüsselanhänger bestellen kann. Falls diese Technik mal nicht mitmacht, kann auch per Telefon ein Rad ausgeliehen werden. stadtrad.hamburg.de

Listnride

Auf der Fahrradverleih Plattform ListnRide lässt sich sowohl ein eigenes Fahrrad listen als auch ein Fahrrad ausleihen. Es lässt sich nach Ort (bisher in europäischen Städten) und Fahrradtyp filtern und ist somit auch für speziellere Anfragen wie Mountainbikes oder Rennräder gedacht. Das Angebot lohnt sich richtig, wenn man teure Modelle wie diese nur unregelmäßig benutzt und ein eigenes Rad die meiste Zeit im Keller stehen würde. Nachdem man sich das Rad ausgesucht hat, muss man dieses nur noch abholen - und später natürlich unversehrt zurück bringen. Als Vermieter hat man es besonders einfach, ähnlich wie bei Airbnb kann man den Mieter nämlich auch ablehnen. Falls nicht, verdient man Geld, während ein anderer ordentlich in die Pedale tritt. listnride.com

Open Source Fahrradverleih

Dieses Systems ist am besten geeignet für kleine Gemeinschaften, Universitäten oder Firmen. Das besondere an diesem Modell ist, das jeder ein eigenes Bike-Sharing System für seine individuelle Bedürfnisse erstellen kann. Denn man kann die Benutzereinstellungen im Falle eines Campus Bike-Sharing zum Beispiel beschränken auf Kommilitonen und Professoren. Das Rad kann mit einem QRCode, der App oder per SMS ausgeliehen werden. Es ist sowohl für den privaten als auch den kommerziellen Gebrauch geeignet. opensourcebikeshare.com

Mehr zum Thema Fahrradmarkt.

  • Fahrradmark in Bewegung: Ein Überblick
  • Fullstop mit Lerneffekt: Freygeist-Gründer Martin Trink teilt seine Learnings aus der-Insolvenz.
  • Sharing Economy: Freie Fahrt für Radverleihe
Ähnliche Artikel