In der Series-A-Finanzierungsrunde achten Investoren hauptsächlich auf die Traction, die dein Startup vorweisen kann, da diese ein guter Indikator für einen erfolgreichen Product-Market-Fit darstellt. Was in der Series A als Traction angesehen wird, ist subjektiv und nur schwer in Worte und Zahlen zu fassen. Es hängt zudem stark von dem Geschäftsmodell deines Startups ab. Die Investoren werden die Performance deines Startups mit der ähnlicher Startups vergleichen, die sie in der Vergangenheit analysiert haben. In der Series A richten die Investoren bei den meisten Startups ihr Hauptaugenmerk auf den Umsatz. Ein Online-Shop, der nach zwei Jahren Bestehen eine Millionen Euro jährlichen Umsatz erwirtschaftet, ist nicht sonderlich interessant. Ein SaaS Software Anbieter, der nach zwei Jahren eine Millionen Euro jährlichen Umsatz erzielt, dagegen sehr.
Die unscharfe Definition von Traction ermöglicht es dir, die Wahrnehmung der Investoren zu einem gewissen Grad zu beeinflussen. Da sie selbst nicht genau wissen, wie Traction für dein Startup aussieht, kannst du versuchen sie davon zu überzeugen, dass dein Startup Traction generiert hat. Es gibt allerdings kein Patentrezept dafür, wie du dies bewerkstelligen kannst. Aus meiner Erfahrung kannst du Investoren vor allem mit dem Erzeugen von positivem Momentum beeinflussen. Dafür müssen sie von dir regelmäßig Erfolgsmeldungen zu hören bekommen, sodass es für die Investoren danach aussieht, als würde sich dein Startup in die richtige Richtung entwickeln. Du solltest deshalb positive Neuigkeiten aus der Geschäftsentwicklung deines Startups wie steigende wöchentliche Umsätze, hinzugewonnene wichtige Kunden oder abgeschlossene Kooperationsverträge, ebenso an die Investoren kommunizieren wie Beiträge in der Presse oder Erfolge im Fundraising.
Investoren achten in der Series-A-Finanzierungsrunde zudem verstärkt darauf, ob dein Startup skalierbar ist. Mit der Series A kommt viel zusätzliches Geld in dein Startup, welches zu einem großen Teil für die Akquise von neuen Kunden genutzt werden soll. Falls die Kundenakquise deines Startups noch nicht skalierbar oder kapitaleffizient ist, solltest du bereits Pläne vorliegen haben, wie du dies beheben kannst.
Timing
Am besten beginnst du erst dann mit dem Fundraising für die Series A, wenn dein Startup eindeutig den Product-Market-Fit erreicht hat und entsprechende Traction vorweisen kann. Dies ist dann der Fall, wenn sich die für dein Startup relevanten KPIs (Key Performance Indicators) wie zum Beispiel Kundenwachstum, Umsatzwachstum und die verschiedenen Nutzungsmetriken über mehrere Quartale hinweg stetig positiv entwickelt haben. Falls absehbar ist, dass du es mit dem Geld aus der Seed-Finanzierungsrunde nicht bis zum Product-Market Fit schaffen wirst, kannst du entweder versuchen, von deinen Altinvestoren eine Bridge-Finanzierung zu bekommen, oder ein sogenanntes Second Closing der Seed-Finanzierungsrunde durchführen. Bei einem Second Closing handelt es sich um eine Erweiterung einer bereits abgeschlossenen Finanzierungsrunde. Es können sich weitere Investoren zu den bereits ausgehandelten Konditionen an deinem Startup beteiligen. Dadurch kannst du weiteres Geld einwerben, ohne einen neuen Beteiligungsvertrag erstellen zu müssen, was deutlich weniger Aufwand und Kosten bedeutet. Die Investoren beteiligen sich allerdings zu den Konditionen der letzten Finanzierungsrunde, wodurch der seitdem gemachte Fortschritt nicht in die Finanzierungsrunde eingepreist wird. Ein Second Closing ist in der Regel nur dann sinnvoll, wenn du von deinen Altinvestoren keine Bridge-Finanzierung bekommen kannst und eine Series A nicht realistisch ist.
Investitionssumme
Nachdem dein Startup den Product-Market-Fit erreicht hat, wird es relativ schnell eine deutlich höhere Kostenstruktur aufbauen. Falls die Umsätze sich nicht so entwickeln wie geplant, ist es sehr schwierig, die Cash Burn Rate wieder herunterzufahren. Deshalb sollte das in der Series-A-Finanzierungsrunde aufgenommene Geld deinem Startup mindestens 18 Monate Runway geben. Falls sich die Umsätze nicht wie vorhergesagt entwickeln, bleibt deinem Startup so trotzdem noch ein ausreichend langer Zeitraum, um die Voraussetzungen für eine Series B zu erfüllen. Das Ziel in der Series A ist für die meisten Startups die Steigerung des Umsatzes. Je mehr Geld du in der Series A aufnimmst, desto später musst du in das Fundraising für die Series B gehen und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass dein Startup bis dahin genügend Umsätze erzielt. Mehr Geld bedeutet außerdem einen längeren Runway für dein Startup und damit mehr Spielraum für Fehler und unvorhergesehene Hindernisse.
Die meisten Startups nehmen in der Series A ein bis zwei Millionen Euro auf. Da eine Million Euro für viele Investoren für eine Series A zu klein ist, solltest du lieber zwei Millionen Euro anvisieren. Dadurch kommt für dich eine größere Anzahl an Investoren in Frage. Falls die Investoren eine niedrigere Investitionssumme als angebrachter empfinden, werden sie dich in den Beteiligungsgesprächen darauf hinweisen. Die Pre-Money-Bewertung in der Series-A-Finanzierungsrunde liegt in der Regel zwischen vier und sechs Millionen Euro. Mit genügend Traction ist sowohl eine höhere Unternehmensbewertung als auch eine höhere Investitionssumme möglich. Du solltest allerdings 33% Verwässerung in der Series-A-Finanzierungsrunde nicht überschreiten.
Beteiligungsform
Eine Series A-Finanzierungsrunde wird stets als Eigenkapitalbeteiligung abgeschlossen.
Struktur
In der Series A solltest du am besten nur Investoren ansprechen, die sich mit mindestens eine Million Euro pro Finanzierungsrunde beteiligen können. Ein solcher Investor kann deine Series A zur Not auch allein oder mit der Hilfe eines öffentlichen VC stemmen. Es kommen für dich neben Series A VCs vor allem Corporate VCs in Frage. Falls das Fundraising von Series A VCs schleppend verläuft, kannst du als Alternative auch versuchen, ein Syndikat aus mehreren Frühphasen VCs aufzustellen. Dabei wirst du allerdings in der Regel in Kauf nehmen müssen, nur eine geringere Investitionssumme und Unternehmensbewertung erzielen zu können. Eine solche Strategie ist vor allem dann eine gute Option, wenn deine Investoren aus der Seed-Finanzierungsrunde weiteres Geld investieren wollen. In diesem Fall bietet es sich an, die Finanzierungsrunde durch einen öffentlichen VC wie die IBB bet in Berlin oder den KfW ERP-Startfonds zu spiegeln. Das bedeutet, dass sich der öffentliche VC zu den gleichen Konditionen und im gleichen Umfang wie die Privatinvestoren beteiligt, wodurch sich die Investitionssumme der Finanzierungsrunde verdoppelt.
Ich würde dir davon abraten, in der Series-A-Finanzierungsrunde bereits amerikanische VCs anzusprechen. Es gibt in der DACH Region nur sehr selten Series-A-Finanzierungsrunden mit amerikanischer Beteiligung. Falls sich ein amerikanischer Investor an einer Series A beteiligt, dann nur als Co-Investor in einem Syndikat mit einem starken lokalen Lead-Investor. Einige VCs haben die notwendigen Kontakte zu amerikanischen VCs und können ein solches Syndikat aufbauen. Dies hat jedoch nur Aussichten auf Erfolg, wenn der Lead-Investor die Ansprache und den Aufbau des Syndikats übernimmt. Falls du in der Series A unbedingt einen amerikanischen Investor für dein Startup gewinnen willst, solltest du nach einem starken lokalen VC mit einem guten Netzwerk in die USA suchen und diesen von deinem Startup überzeugen. Ich würde dir zu diesem Zeitpunkt noch davon abraten, selbst amerikanische VCs anzusprechen. Denn damit verschwendest du mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nur deine Zeit.Startup Fundraising vermittelt dem Leser das notwendige Fachwissen, um erfolgreich Geld von Investoren einwerben zu können und dabei häufig begangene Fehler zu vermeiden. Für Fortgeschrittene bietet das Buch zahlreiche Tipps und Tricks, mit deren Hilfe sie ihr nächstes Fundraising effizienter gestalten und bessere Ergebnisse erzielen können. Auf startupfundraising.de finden Gründer neben dem Buch auch Seminare und Beratung rund um das Thema Fundraising.
Bibliografische Angaben
Titel: Startup Fundraising
Verfasser: Tim Weiss
Erste Auflage: 2016
Verlag: Spearhead Venture UG (haftungsbeschränkt), Berlin
ISBN: 978-3-946322-00-9
Website: http://startupfundraising.de