Wenn man ein Unternehmen gründet, hat man eigentlich genug zu tun: ein Geschäftsmodell entwickeln, einen Businessplan erstellen, Investoren gewinnen, ein Team aufbauen, das Produkt optimieren, Kunden überzeugen. Bleibt da überhaupt Zeit, sich über Umweltfragen, CSR und soziale Verantwortung Gedanken zu machen?
„Es ist der ideale Zeitpunkt, das Thema Nachhaltigkeit mitzudenken“, meint Niels Christiansen, Gründer der Beratungsfirma Sustaineration in Nordfriesland. „Denn wenn man erst später damit beginnt, können unter Umständen aufwendige Transformationsprozesse notwendig werden.“
Es gibt Gründer, für die allein der gute Zweck ihrer Unternehmung im Vordergrund steht: Social Entrepreneure oder Sozialunternehmer. Sie gehen die gesellschaftlichen Herausforderungen mit innovativen Lösungen an. Dabei nutzen sie unternehmerische Instrumente, stellen jedoch die gesellschaftliche vor die finanzielle Rendite.
Warum CSR sich lohnt
Aber auch für „normale“, renditeorientierte Unternehmer, kann es sich durchaus in mehrfacher Hinsicht lohnen, nachhaltig zu wirtschaften oder soziale Verantwortung zu zeigen, Corporate Social Responsibility (CSR), wie es in der Sprache der Manager heißt. „Jedes Unternehmen verbraucht Ressourcen und hat negative Auswirkungen auf die Umwelt“, sagt Niels.
Zunächst geht es darum, sich darüber klar zu werden: Welche Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen hat mein Geschäftsmodell? Orientieren kann man sich dabei an den drei Dimensionen von Corporate Social Responsibility (CSR): soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und ökologische Tragfähigkeit.
CSR: Freiwillig und doch ein Muss
Ganz grob kann man die Maßnahmen auch unterscheiden in solche, die vorgeschrieben sind, wie etwa gesetzliche Regeln zum Umweltschutz und zum Gesundheitsschutz von Mitarbeitern. Wer sie missachtet, muss juristische Konsequenzen befürchten. Das fängt bei den Arbeitszeiten der Mitarbeiter an und reicht bis hin zur Verpackung des Produktes.
Seit Anfang 2019 gilt zum Beispiel ein neues Gesetz, das die Verantwortung für Verpackungen neu regelt. Wer etwa im Online-Handel Verpackungen in Deutschland in Verkehr bringt, muss sich bereits zuvor darum kümmern, dass diese ordnungsgemäß entsorgt werden.
Dann gibt es Maßnahmen, die freiwillig sind, wie etwa, sich bei Projekten in der Nachbarschaft gesellschaftlich zu engagieren. Auch solche freiwilligen Aktivitäten können sich für ein Unternehmen durchaus lohnen, sind vielleicht sogar unerlässlich. Das gilt zum Beispiel dann, wenn es darum geht, Talente für sich zu begeistern.
Ob ein Gründer mit seinem Unternehmen erfolgreich ist oder nicht, hängt entscheidend davon ab, ob er die richtigen Leute hat. Je kleiner das Team, um so wichtiger ist jeder Einzelne. Das Jobportal Yourfirm hat 2017 eine Studie mit der Fragestellung in Auftrag gegeben, was die Generation Y bewegt, sich bei einem Arbeitgeber zu bewerben.
Ein zentrales Ergebnis der Studie „Catch the Millennial“: „Gerade höher qualifizierte Bewerber, die viele Auswahlmöglichkeiten bei der Arbeitgebersuche haben, berücksichtigen soziale CSR-Inhalte bei der Beurteilung der Arbeitgeberattraktivität.“ Die Arbeitswelt wird transparenter Umgekehrt haben Arbeitgeber, die auf dieses Engagement verzichten, unter einer hohen Fluktuation und hoher Unzufriedenheit unter ihren Mitarbeitern zu leiden. Das jedenfalls hat Niels beobachtet.
„ALS GRÜNDER GESTALTET MAN DIE ZUKUNFT. DIESER VERANTWORTUNG SOLLTE MAN SICH BEWUSST SEIN“ MARKUS SAUERHAMMER, SEND
Viele Unternehmen haben sich aus diesen Gründen an seine Beratungsfirma gewandt. „Nachhaltigkeit ist eine Möglichkeit, als Arbeitgeber attraktiver zu werden“, sagt Niels. Das sieht auch Markus Sauerhammer vom Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND) so. „Die Digitalisierung macht alles transparenter – auch die Arbeitswelt“, sagt Markus. „Als Gründer gestaltet man die Zukunft. Dieser Verantwortung sollte man sich bewusst sein. Das sehen auch viele Talente so, die sich ihren Arbeitgeber aussuchen können. Sie wollen die Welt bewegen und etwas Positives bewirken.“
Für Social Startups ist eine entsprechende Wirkungsanalyse unumgänglich. Dabei werden alle Maßnahmen daraufhin überprüft, welche Wirkung sie bei der Zielgruppe erreichen und welchen Impact sie auf die Gesellschaft haben. Für „normale“ Startups sei die Erstellung solch einer Wirkungsanalyse sehr aufwendig und werde bislang von klassischen Investoren oder der öffentlichen Hand nicht gefordert, sagt Markus. Dennoch ist auch er überzeugt, dass es sich lohnt, Nachhaltigkeit von Anfang an beim Unternehmensaufbau zu berücksichtigen.