Nach einer langen Durststrecke auf dem Markt für Fusionen und Übernahmen (M&A) zeigt sich im ersten Quartal 2024 eine deutliche Belebung mit einem Anstieg des weltweiten Dealvolumens um 38 Prozent auf 797,6 Milliarden US-Dollar. Dieses Wachstum ist vor allem auf die Zunahme von Megadeals mit einem Volumen von mehr als zehn Milliarden US-Dollar zurückzuführen, von denen in diesem Zeitraum 14 abgeschlossen wurden, verglichen mit nur fünf im Vorjahreszeitraum. Obwohl die Gesamtzahl der Fusionen und Übernahmen weiterhin rückläufig ist, heben die milliardenschweren Transaktionen die Marktstimmung und könnten eine Sogwirkung entfalten.
In einer Zeit, in der digitale Bedrohungen und hybride Kriegsführung zunehmend an Bedeutung gewinnen, hat Airbus Defence and Space, Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern, einen entscheidenden Schritt zur Stärkung seiner Cyber-Sicherheitskapazitäten unternommen. Das Unternehmen hat die deutsche Firma Infodas erworben, einen führenden Spezialisten für Cyberabwehr, insbesondere im öffentlichen Sektor mit einem Schwerpunkt auf Militär und kritische Infrastruktur. Infodas hat sich bereits in Projekten bewährt, wie etwa in der Absicherung des deutschen Luftraums gegen Cybergefahren. Mit dieser Akquisition zielt Airbus darauf ab, seine Kunden, Fabriken und Produkte vor digitalen Angriffen zu schützen und gleichzeitig das Future Combat Air System (FCAS) zu sichern.
Truth Social, das von dem ehemaligen Präsidenten Trump ins Leben gerufene Twitter-Äquivalent, wird durch eine Fusion mit der Blankoscheck-Firma Digital World Acquisition Corp. (DWAC) bald ein börsennotiertes Unternehmen. Die Aktionäre von DWAC stimmten der Fusion mit Trump Media & Technology Group, dem Mutterunternehmen von Truth Social, zu. Diese Entscheidung erhöht Trumps Nettovermögen um Milliarden von US-Dollar, obwohl er mindestens sechs Monate lang keine Aktien verkaufen darf. Die Fusion beendet eine mehrjährige Saga, die zivil- und strafrechtliche Klagen, Verlängerungen und Verschiebungen der Abstimmung umfasste. DWAC wird nach der Fusion nicht mehr existieren, und TMTG wird an der Nasdaq gelistet sein, mit einem Vorstand, der Donald Trump Jr. und mehrere ehemalige Mitglieder des Weißen Hauses unter Trump umfasst.
Das Wiener KI-Startup Mokker.ai, spezialisiert auf ein virtuelles Fotostudio für Produktfotos, wurde vom US-Unternehmen soona übernommen. Der Exit erfolgte zu einem nicht näher genannten Millionenbetrag. Die Zusammenarbeit begann Ende letzten Jahres nach einem Gespräch zwischen Mokker.ai CTO und Co-Founder Mirko Vodegel und soona CEO Liz Giorgi, woraus sich schnell Synergien ergaben. Mokker.ai, das bis dato insgesamt 3,2 Millionen Euro an Investitionen, unter anderem von Speedinvest und Point Nine, erhalten hatte, wird nun komplett, inklusive des Gründerteams, von soona übernommen. Das Ziel der Akquisition ist die Integration leistungsstarker generativer KI-Werkzeuge für die Produktfotografie in die Software von soona, um die Kreativität virtueller Assets zu erhöhen. Das KI-Tool von Mokker.ai steht ab sofort allen soona-Kunden auf Testbasis zur Verfügung, mit der Option auf erweiterte Abonnements.
Accenture hat die Übernahme der Lernplattform Udacity bekanntgegeben, um eine auf Künstliche Intelligenz (KI) fokussierte Lernplattform zu entwickeln. Obwohl der Kaufpreis für Udacity nicht offengelegt wurde, kündigte Accenture zudem eine Investition von 1 Milliarde US-Dollar in den Aufbau einer Technologielernplattform namens LearnVantage an. Diese Plattform soll zwar auch allgemeinere Technologieschulungen anbieten, doch liegt der Schwerpunkt auf der Schulung von Arbeitnehmern im Bereich KI. Udacity, gegründet 2011, hatte zuvor fast 300 Millionen US-Dollar eingesammelt und wurde 2015 mit 1 Milliarde US-Dollar bewertet. Die Übernahme unterliegt noch der regulatorischen Überprüfung und kartellrechtlichen Aufsicht.
Die Razor Group hat den führenden Amazon-Aggregator in den USA, Perch, übernommen und stärkt damit ihre Position als weltweit führender Aggregator von Verbrauchermarken auf Online-Marktplätzen. Diese Übernahme ist Teil einer umfassenden Konsolidierungsstrategie, die bereits erfolgreiche Akquisitionen wie Factory14, Valoreo und The Stryze Group umfasst. Mit dem Ziel, mittelfristig einen Umsatz von über 1 Milliarde US-Dollar zu erzielen, erweitert die Razor Group durch diese Akquisition ihr Produktportfolio auf über 40.000 Artikel, die über mehr als 30 Online-Marktplätze in über 10 Ländern vertrieben werden. Begleitet wird die Übernahme von einer Series D Finanzierungsrunde, angeführt von Presight Capital, die trotz eines herausfordernden makroökonomischen Umfelds das Vertrauen der Investoren in die Vision und das Wachstumspotenzial von Razor zeigt. Die zusätzlichen Mittel sollen vorrangig in die Weiterentwicklung der technologischen Infrastruktur investiert werden.
