Sónar+D:

„Tech und Kunst definieren sich gegenseitig neu“

24/06/2019
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Antonia, was genau macht Sónar so besonders?

Sónar ist seit dem ersten Tag (1994) mehr als nur Musik. Das Festival wurde so konzipiert,
dass du an einem Konzert, einer DJ-Session, einem Film, einer Ausstellung oder einem Film teilnehmen kannst - und gleichzeitig werden Vorträge und Präsentationen angeboten. 2013, also zum 20-jährigen Jubiläum, wurden alle Inhalte, die nichts speziell mit Musik zu tun hatten, unter dem Dach von Sónar+D zusammengefasst. Seitdem hat sich Sónar+D zu einer der größten Feiern für Technologie, Kultur und Kreativität entwickelt.

Sonar begann als multimediales Kunst- und Musikfestival? Wann und warum wurde die Technik immer wichtiger?

Die Technologie hat von Anfang an eine wichtige Rolle gespielt. Als Sónar startete, haben wir bereits vereinzelte erste Laptops auf der Bühne gesehen, und heutzutage gibt es kaum eine Bühne ohne Laptop. Und die Verschmelzung von Technik, Kreativität und Kunst entwickelt sich weiter. In den letzten zwei Jahren haben einige Musiker damit begonnen, mit der KI ‘zusammenarbeiten’. Und es werden mit Sicherheit mehr werden.

Multimedia-Kunst ist von sich aus Technik-Bezogen, obwohl der Begriff Multimedia heute eher altmodisch klingt. Aber AR, VR und andere Technologien und Plattformen, die Inhalte auf eine neue Art und Weise erlebbar machen, sind nur eine Weiterentwicklung davon. Wir beobachten laufend, was im Bereich Kreativität und Technik alles so passiert und spiegeln es in unserem Programm wieder.

Welche aktuellen Technologien sind aus deiner Sicht: für die Entwicklung der Kunst- und Musikszene besonders wichtig?

Im Moment KI:. Sowohl visuelle Künstler als auch Musiker/Soundkünstler nutzen maschinelles Lernen für ihre Projekte. Wenn es um Musik geht, wird die KI Geräusche ermöglichen, die wir noch nie zuvor gehört haben, oder auch völlig neue Strukturen und Rhythmen. Ich denke, dass wir bald zu Songs tanzen werden, die nicht auf vier Vierteltakten beruhen. Es wird neue Rhythmen geben, die uns zu völlig neuen Bewegungen und Tänzen inspirieren.

Auch auf die Wahrnehmung von Räumen hat Technologie eine große Wirkung. Virtuelle Realitäten, Augmented Realitäten und alles dazwischen entwickeln sich ständig weiter. Für viele New Media Artists ist es schon immer eine Herausforderung gewesen, die Technologie selbst zu verstecken, unsichtbar zu machen. Mittels räumlicher Datenverarbeitung wird das möglich. Wir interagieren mit den Inhalten und zwischen uns selbst, nicht mehr mit Objekten und traditionellen physischen Inhalten.

Powerful: Raum wird mit Tech neu gedacht. Foto: Sonar+D

Sind bei Sonar+D dieses Jahr spannende Kreative, Projekte und Startups aus Deutschland vertreten?

Na klar, ein großer Teil der Musikindustrie (einschließlich der Tech-Seite) ist ja in Deutschland angesiedelt. Dieses Jahr kommt Mate Galic von der
Native Instruments, wir haben Heiko Hoffmann von Beatport, und Ronny Krieger von Ableton sind. Außerdem kommen viele Künstler und Techies aus der ganzen Welt.
die aktuell in Berlin zu Hause ist.

Was sind die großen Themen in diesem Jahr - und warum?

Die großen Themen in diesem Jahr sind: Experience Design und natürlich immersive Inhalte: Installationen, AR- und VR-Erlebnisse, aber auch Konzerte, Shows und Clubnächte, die durch den Einsatz dieser Technologien viel intensivere Erfahrungen für das Publikum bieten. Weitere Themen sind  KI, Musik und Musiktechnologie, aber auch die Business-Seite ist präsent. Im Startup-Hub wird die aktuelle Entwicklung der Branche diskutiert und natürlich bieten wir zahlreiche Networking-Aktivitäten.

Mensch - Maschine. Foto: Sonar+D

Antònia Folguera kuratiert Sónar+D und organisiert Dorkbot Barcelona, bei der sich eine Gruppe von Menschen versammelt, die seltsame Dinge mit Strom machen. Offiziell arbeitet sie für das XRCB-Projekt, einem Netzwerk von Gemeinschaftsradios in Barcelona.