Brigitte Zypries:

Chancen durch Bildung

23/01/2019
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Frau Zypries, neben Ihrer politischen Karriere haben Sie sich auch schon immer ehrenamtlich engagiert. Was sind heute Ihre wichtigsten Projekte?

Brigitte Zypries: Neben Masifunde bin auch schon sehr lange in einem Wohnprojekt für Mädchen hier in Berlin engagiert. Das sind so meine beiden langjährigen Engagements – jenseits der Tatsache, dass ich natürlich seit 40 Jahren für die SOS-Kinderdörfer spende. Ansonsten bin ich weiterhin ehrenamtlich tätig, vor allem im juristischen Bereich, aber auch in der Wirtschaft. Außerdem bin ich bei verschiedenen Startups engagiert, helfe ihnen, wenn es Fragen gibt – und stelle umgekehrt auch viele Fragen. Denn ich bin selbst dabei, ein Startup zu gründen.

Können Sie uns ein wenig mehr dazu erzählen?

Brigitte Zypries: Die Ursprungsidee war, Frauen zum Sparen für die Rente zu animieren. Dazu sollen Bonuspunkte, die einem sonst über Payback-Karten gutgeschrieben und für weiteren Konsum ausgegeben werden, in einen Fonds weitergeleitet und angespart werden. Inzwischen habe ich mich ein bisschen näher damit beschäftigt und festgestellt: Für die Rente reicht das Geld nicht.

Aber ich bin da trotzdem noch dran und überlege, wie man die Einsparmöglichkeiten verbessern und erweitern kann, sodass zumindest über einen längeren Zeitraum die Möglichkeit besteht, tatsächlich ein bisschen was zusammenzubekommen. Und dann kann man das Sparangebot natürlich erweitern und zusätzlich Gutscheine anbieten oder das Konzept damit kombinieren, dass man auch Geld einzahlt.

„Egal, wo auf der Welt würde ich mich dafür einsetzen, dass Kinder gleiche Chancen haben“

Könnte so ein Konzept nicht auch genutzt werden, um etwa Spendengelder für Masifunde zu sammeln?

Brigitte Zypries: Ja, das ist eine Idee, die ich auch ventiliere: das Einsetzen der Bonuspunkte für soziale Zwecke.

Von Bill Gates bis hin zum deutschen Entwicklungsminister Gerd Müller setzen sich heute immer mehr Menschen dafür ein, Afrika auf den Weg zum Chancenkontinent zu bringen. Da waren Sie mit der Gründung von Masifunde 2004 ein echter Trendsetter.

Brigitte Zypries: Die Gründer von Masifunde sind Kinder von Freunden, die mich als Juristin und Politikerin um Tipps und Unterstützung gebeten haben. Sehr gerne habe ich mich dauerhaft zur Unterstützung verpflichtet, weil mich die Idee wirklich überzeugt hat: Denn wenn wir irgendwie eine Chance haben wollen, die Ungleichheit in Südafrika zu überwinden, dann müssen wir Kinder aus den Town-ships in die Schulen bringen. Aber – Schulen in Südafrika kosten Geld. Also müssen wir Geld sammeln.

Unser gemeinsames Interesse ist es doch, diesem Kontinent zu helfen, damit signifikante Fortschritte erzielt werden können. Dazu gibt es unterschiedliche Ansätze und ich denke, wir müssen bei den Kindern anfangen. Wir müssen sehen, dass die Kinder eine Bildung bekommen und damit was auf die Beine stellen können in ihrem Leben. Wir wollen sie zum Leben ertüchtigen. Aber egal, wo auf der Welt – immer würde ich mich dafür einsetzen, dass Kinder gleiche Chancen haben. Das ist ja völlig klar.

Afrika ist in der letzten Bundesregierung stärker in unseren Fokus gerückt. Von seiten des Wirtschaftsministeriums habe ich das Afrikakonzept „Pro! Afrika“ und die Startup-Night für Afrika begründet. Seitdem arbeite ich auch sehr stark mit den „Lionesses of Africa“ zusammen. Das ist eine Plattform, die Gründerinnen aus allen 54 afrikanischen Ländern vernetzt. Dabei sind Startups, die Tee aus afrikanischen Kräutern machen, bis hin zu richtig tollen Tech-Unternehmen.

Unser Ziel ist es, insbesondere afrikanischen Gründerinnen eine Chance zu geben, ihre Projekte vorzustellen und Kontakte zu deutschen und europäischen Investoren zu bekommen. Ich persönlich bin sehr davon überzeugt, dass wir über diese jungen Unternehmerinnen und Unternehmer gehen müssen, wenn wir in Afrika irgendwas ändern wollen.

Bildung als Schlüssel zu einer gerechteren Welt

Masifunde Bildungsförderung e.V. setzt sich in Deutschland und Südafrika für gleiche Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen ein. Durch ganzheitliche (außer)schulische Bildungsprogramme werden sozial benachteiligte Heranwachsende in Südafrika gefördert. Die Bildungsprogramme in Deutschland regen Jugendliche dazu an, den Blick über den Tellerrand zu wagen und sich mit dem Leben in einer multikulturellen Gesellschaft auseinanderzusetzen.

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Brigitte Zypries war von 2002 bis 2009 Bundesjustizministerin und von 2005 bis 2017 Mitglied des Bundestages. Zuletzt amtierte sie als Bundesministerin für Wirtschaft und Energie. Heute engagiert sich die Juristin ehrenamtlich und plant, ein eigenes Startup zu gründen. masifunde.de