Machen gemeinsam in Startups:

Axel Springer und ProSiebenSat.1

01/09/2015
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Den großen deutschen Medienunternehmen geht es gemeinhin nicht gut. Die Perspektiven sind trübe. Den Print-Verlagen brechen die Anzeigenerlöse weg, den TV-Konzernen laufen die jungen Zuschauer davon. Das Spiel wird zunehmend von Google, Apple und Facebook auf der einen und Netflix, Amazon und Youtube auf der anderen Seite bestimmt. In Deutschland sind die Unternehmen auf Konsolidierungskurs, der im vergangenen Jahr mit dem spektakulären Springer-Funke-Deal seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte.

Und dennoch haben die deutschen Medienkonzerne den digitalen Weckruf besser gehört als viele andere Branchen. Die Marschroute von Axel Springer ist seit einigen Jahren, „der größte digitale Verlag“ zu werden. In dieser schwammigen Mission schwingt natürlich eine Springer’sche Portion Eigen-PR mit. Und dennoch macht Axel Springer bei der Digitalisierung keinen schlechten Job. Zwar hat man sich im Digitalsegment in den vergangenen zehn Jahren einen ordentlichen Kramladen zusammengeschustert – doch dass die Strategie tatsächlich aufgehen könnte, zeigt nicht zuletzt der erfolgreiche Runtastic-Verkauf an Adidas.

Auch ProSieben ist im Startup-Bereich sehr aktiv. Anders als Axel Springer dreht ProSieben sein digitales Rad viel deutlicher im Consumer-Segment (B2C). Der Glücksfall Zalando hat dazu geführt, dass ProSieben – anders als beispielsweise der Konkurrent RTL – sehr früh auf den Media-for-Equity-Trichter gekommen ist. Der TV-Konzern beteiligt sich im großen Stil an der Startup-Szene und bietet im Gegenzug die Eyeballs seiner Zuschauer. Das letzte Leuchtturm-Investment von ProSieben war die Übernahme des Berliner Erotikhauses Amorelie.

Axel Springer und ProSiebenSat.1 – neue Annäherungsversuche

So scheint es nur folgerichtig, dass sich Axel Springer und ProSieben wieder beschnuppern. Das Kartellamt hat im Jahr 2005 eine Fusion der beiden Konzerne untersagt – und somit wahrscheinlich das Entstehen des einzigen deutschen Medienkonzerns mit internationaler Relevanz im Keim erstickt. Dennoch wagen die beiden Medienhäuser nun einen neuen Anlauf. Diesmal geht es nicht um eine Fusion, sondern wie Mathias Döpfner sagt, um „die Bündelung der Kräfte“ im Rahmen einer gemeinsamen Initiative zur Förderung innovativer digitaler Geschäftsideen und Startups.

Sowohl in der Pressemeldung als auch in der Telefonkonferenz mit Investoren bleibt die Mission jedoch leider noch recht unscharf. Man wolle „gemeinsam digitale Wachstumsgeschäfte aufspüren“, „gemeinsam neue Geschäftsideen unterstützen“, „gemeinsam in Unternehmen und Fonds investieren“, „im Accelerator Programm zusammenarbeiten“ und sich „den Zugang zu neuen Potenzialen und disruptiven Ideen“ verschaffen. Auch ein gemeinsames Media-for-Equity-Modell mit Medialeistung auf allen drei Vertriebsplattformen (Internet, TV, Print) sei vorstellbar. Döpfner spricht in diesem Zusammenhang vom „Einsatz einer intelligenten Währung, die Startups benötigten“. Jedoch gäbe es noch keine konkreten Ziele und auch keine Budgets.

Ob die beiden Unternehmen in ihrer Digitalstrategie tatsächlich einen gemeinsamen Nenner finden werden, bleibt abzuwarten. Ein Blick auf das Digital-Portfolio der beiden Medienunternehmen lässt hieran eher zweifeln. Während Axel Springer sich in der Vergangenheit verstärkt um Themen bemühte, die eine Verlängerung der eigenen Wertschöpfungskette bedeuteten (unter anderem Classifieds, Affiliates, Preissuchmaschinen, digitale Prospekte), setzte ProSieben bislang ganz klar auf Eigenmarken und den Eigenmarken ähnliche Endkonsumententitel aus den Bereichen Shopping, Parfüm, Yoga, Reise und mehr. Spannend ist also die Frage, welcher der beiden Konzernchefs sich bei der strategischen Ausrichtung der Kooperation durchsetzen wird.